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HealthyDog Foto Aura
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Fördern aber nicht überfordern

Oft erlebe ich bei meinen neuen Trainingskunden eine grosse Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung seitens Hundehalter an den Hund und effektives Können vom Hund. Dieser Spagat zwischen Können und «Sollte er doch schon können» wird aufgefüllt mit viel Frust auf beiden Seiten. Hält diese Art der Beziehung und ein solches Zusammenleben längere Zeit so an, ist das für den Hund, wie auch für den Menschen enorm stressig.

Mir ist es eine Herzensangelegenheit in diesem Thema mehr aufzuklären, denn wo mehr Wissen ist, ist auch automatisch mehr Verständnis und somit weniger Druck und Stress für unsere Hunde. Uns Menschen ist oft nicht bewusst, wie und was der Hund wann lernt und abspeichern kann. Wir denken, dass wenn wir dem Hund im Wohnzimmer auf dem Teppich Sitz beibringen, dann kann er draussen im Rasen mit 4 anderen Hunden in der Hundeschule natürlich sitzen, wenn nicht gleich für 1 Minute sitzen bleiben – er hat ja gelernt, was Sitz ist.

Leider ist das so nicht richtig. Wenn wir Menschen aber genau davon ausgehen, dass so bald unser Hund ein paar Mal seinen Popo im richtigen Moment auf den Boden setzen konnte, er das Sitz nun kann, dann steigt unsere Erwartungshaltung an den Hund. Gelernt ist doch gelernt, oder? Und wenn er es dann mal nicht macht, wie beispielsweise in der Hundeschule, dann ist das wohl Ungehorsam! Genau jetzt, so ein Frust. Also sagen wir das Sitz mit mehr Nachdruck, mit einem gewissen Unterton, lauter werdend bis hin zu auf den Rücken tippen, Popo nach unten schiebend. «Hallooo Hundi, mach doch jetzt endlich Sitz!» Halte mal kurz inne… Was sind die Emotionen, die in dieser Situation mitschwingen? Frustration, Stress, Verstimmung, bisschen Scham vielleicht? Wollen wir Hundi mal fragen, wie es ihm dabei geht?

Tauchen wir kurz und knackig in die Lerntheorie ein: wie lernen den unsere Lieblinge am besten? Zum einen ist es wichtig zu wissen, dass jeder Hund seine ganz individuelle Art hat, wie er am liebsten und besten lernt und man unbedingt darauf eingehen sollte, um das Lernen sich selbst und seinem Hund möglichst leicht und spassig zu gestalten. Neben dieser Tatsache lernen Hunde generell am besten kleinschrittig, spielerisch, über Generalisierung, über Verknüpfungen und vorwiegend in Bildern. Hilfestellungen, viele Wiederholungen und sich dabei wohl fühlen, ist ein absolutes Muss. Ich wiederhole: ein absolutes Muss. Oder wie gut lernst du selbst unter Anspannung und Druck?

Begriffserklärung anhand unseres obengenannten Beispiels:

Lernen über Generalisierung:

Das bedeutet der Hund hat gelernt, egal wann, wo, und was um ihn herum geschieht, zu sitzen, wenn er das Signal Sitz hört.

Konnte der Hund das Signal Sitz noch nicht generalisieren, kann er es unmöglich im oben genannten Beispiel zeigen. Das hat nichts mit Ungehorsam zu tun. Ist das nicht eine erleichternde Nachricht? 😊

Lernen über Verknüpfungen / Kontext:

Der Hund verknüpft Ereignisse, die innerhalb Sekunden voneinander auftreten, miteinander. Ebenfalls verknüpft er wie er sich dabei gerade fühlt. Angewandt auf unser Beispiel, bedeutet das:

Hundi lernt im Wohnzimmer auf dem Teppich Sitz:
Er verknüpft das Wort Sitz mit dem Hinsetzen seines Popo’s, auf dem Teppich, drinnen, während er ein angenehmes Gefühl empfindet.

Hundi soll draussen im Rasen mit 4 anderen Hunden in der Hundeschule sitzen:
Fragezeichen. Grillen zirpen… logisch! Plötzlich sind wir nicht mehr auf einem Teppich, sondern auf dem Rasen, draussen, dann noch andere Hunde, es ist hektisch, die Hundemama ist unentspannt, gar gefrustet, ein unangenehmes Gefühl ist wahrnehmbar…
Selbstverständlich kann dein Hund keinen Bezug mehr zum Sitz herstellen.

Dass unser Liebling auf vier Pfoten gar nicht so anders ist, wie wir es uns beim Lernen auch würden wünschen, ist vielen zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Denn wer lernt gern etwas Neues, oder beseitigt seine Unsicherheiten gerne, wenn zu viel gefordert wird? Denk einmal an deine Schulzeit zurück. Hättest du dir dort eine Lehrerin oder einen Lehrer gewünscht, die oder der einfühlsam dir Neues beibringt, geduldig und mit positiver Bestärkung, Absicherungen, Mut fördernd, einfach mal auszuprobieren, etc.? Oder lieber dann doch das härtere Modell, das mit Druck arbeitet, mit genervt sein, Stimmlage in einem scharfen Ton und stets von dir verlangt, dass du bereits etwas leistest, dass du gar noch nicht gelernt hast?

Ich wähle garantiert die erste Art von Lehrer, für mein Kind, wie auch für mich, würde ich nochmals zurück in die Schule gehen. Wieso verlangen und erwarten wir dann von unseren Hunden, Verhaltensweisen, welche er noch nicht gelernt hat? Gezeigt bekommen hat? Oder schon ein paar Mal gezeigt bekommen hat, aber in einem völlig anderen Kontext, viel einfacher, viel weniger Reize, usw. Dann sind wir frustriert, weil er es nicht gleich ausführt, und werden mit unserer Stimmlage schärfer oder üben körperlichen Druck aus.

Es macht so viel mehr Sinn, wenn man diese Negativspirale durchbricht und nochmals neu startet mit seinem Hund. Arbeite an der Grenze deines Hundes und nicht darüber hinaus. Wie erkennst du die Grenze? Da wo dein Hund sich noch nicht überlegen muss, ob er das nun machen soll oder nicht. Dort das Gelernte absichern und ein positives Gefühl schaffen. Mit verbalem Lob, Futter wie zum Beispiel die beliebten Snacks von Canadoo oder Hundepaste oder Spielzeug arbeiten, sodass sich der Hund wohl fühlt, Selbstvertrauen stärken kann und sich dank dir so absichern darf.

Dann einen nächsten Schritt ausprobieren. Kommt der Hund nach sehr kurzem Zögern oder sofort, war das eine perfekte Erwartungshaltung und Förderung. Zögert er länger als ein, zwei Sekunden wolltest du wieder zu schnell zu viel. Kein Problem, wenn du es so schnell bemerkst: einfach wieder umswitchen auf die einfachere Lernstufe und dort nochmals absichern.

Hund auch immer wieder lösen aus der Situation und in Bewegung kommen lassen, sei das hin und her rennen, mit einem Spielzeug spielen, Futter auf Wiese streuen oder bei ganz zaghaften Charakteren ist es auch schon schön einfach langgezogene Streicheleinheiten zu bekommen.

Danach wieder an die Situation ranführen und nochmals auf der Lernstufe arbeiten, wo ihr vorher wart.

Du wirst ab nun wieder Erfolge verbuchen können und keinen Frust empfinden oder auslösen bei deinem Liebling. Durchbreche diese Negativspirale und es wird wieder so viel mehr Freude machen. Gleichzeitig hilfst du deinem Hund sich zu einem selbstbewussten Wesen zu entwickeln. Gibt es etwas Schöneres?

Oftmals ist auch das Problem, dass man sich als Hundehalter gar nicht bewusst ist, dass man gerade seinen Hund überfordert. Zugegeben, es ist ein schmaler Grat von fördern, aber nicht überfordern. Dabei spielt auch eine grosse Rolle, dass man die Körpersprache des Hundes lesen kann. Dazu gibt es bald unser Online Webinar Körpersprache. Gerne kannst du dich bei Interesse melden über das Kontaktformular. Auch der Blog «Angst beim Hund ignorieren?» wird spannend für dich sein.

Du wirst nun schneller, einfacher und vor allem viel schöner zum Ziel kommen als bis anhin – versprochen! Denn wie ich immer sage:

Der Hund entscheidet das Tempo, wir entscheiden das Ziel.

Alles Liebe, Sandra

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