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healthydog_blog_grenzen setzen gewalt am hund_2
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Grenzen setzen = Gewalt am Hund?

Sehr kontrovers wird das Thema “Grenzen setzen beim Hund” diskutiert und noch viel lieber zeigt man mit dem Finger auf andere Hundehalter oder Hundetrainer und macht sie und ihre Methodik schlecht. Wenn man sensibel und noch in diesem Bereich arbeitet, ist das manchmal schon ein bisschen frustrierend. Doch ich habe keine Lust mehr, aufzupassen, was die Öffentlichkeit sehen kann oder darf. Noch möchte ich mich, mein Geschäft oder gar meine Methodik verstecken müssen. Denn sie ist fair, liebevoll und ergibt mit gesundem Menschenverstanden Sinn. Da dieses Thema mir schon lange auf der Seele brennt, ist dieser Blogbeitrag bestimmt emotionaler als üblich.

Vorneweg: Man kann auch nett die Führung übernehmen und Grenzen setzen. Ich leite an. Nicht autoritär, sondern autoritativ. Ich setze Grenzen & bestehe auf diese – liebevoll.

Natürlich liebevoll, wieso auch nicht? Ich füge dem Hund niemals Schmerzen zu oder arbeite im Angstbereich. Es geht auch anders und ist somit vollkommen unnötig. Mein Hund vertraut mir. Wir lieben uns. Wir sind ein Team, eine Familie. Miteinander und nicht gegeneinander, zumindest fast immer. Wir haben eine starke Bindung, weil sie auf Sicherheit, Respekt, Liebe und positives Training aufgebaut ist. Daher hat Aura auch absolut keinen Grund vor mir Angst zu haben. Denn sie hat bei mir keine negativen Erfahrungen gemacht, die ihr gegenüber unfair gewesen wären, noch je gewaltbereit waren.

Vor einer Weile postete ich ein Video in der Story auf Instagram von Aura und mir. Folgende Szene war darin zu sehen: Auf der anderen Seite der Strasse war eine Katze aufgetaucht. Aura zog wie wild zu ihr hin und ich angelte mich an der Leine näher zu Aura ran. So konnte ich mich vor sie stellen, ohne sie an der Leine zurückzuziehen. Jetzt war ich zwischen Aura und der Katze. So sagte ich zu Aura “Sitz”, was verbal dann belohnt wurde von mir. Danach gingen wir weiter und ich lobte fürs Mitkommen. Viele fanden dieses Video super, doch eine junge Hundeschule war empört: Wie konntest du das nur deinem Hund antun? Deine Methodik ist gewalttätig!

Ich würde gerne zurückfragen: Warum muss alles schwarz oder weiss sein? Entweder steht man auf der guten Seite und arbeitet ausschliesslich positiv. Oder man ist direkt böse, gewalttätig und aggressiv, wenn man eine Grenze setzt? Weshalb diese Verurteilung so schnell?

Was Erziehung bedeutet
Es geht doch grundlegend mal ums Erziehen. Dass man ein schönes Zusammenleben haben darf und dieses auch in Sicherheit geniessen kann, sodass es auch langlebig ist. Für den Hund aber auch für den Menschen. Was bedeutet also erziehen? Das Kind oder den Hund an die Hand nehmen; mit viel Liebe, Geduld, Zeit, aber auch Konsequenz. Schon beim Wort Konsequenz wird heute gleich leer geschluckt, weil es mit Strenge verknüpft wird und streng ist doch böse. Konsequent zu sein, bedeutet aber lediglich, dass es IMMER diese oder jene (sinnvolle) Regel gibt.

Regeln
Jeder Hundehalter darf seine eigenen Regeln festlegen. Meine persönlichen Regeln haben eigentlich alle mit Sicherheit zu tun.

  • Beispielsweise möchte ich nicht, dass Aura Katzen nachrennt. Es ist gefährlich für die arme Katze, ebenso für Aura wegen möglichen Autos, genauso wie für Autofahrer, usw.
  • Zudem möchte ich nicht, dass mein Hund hochspringt. Das kann üble Kratzer geben, wütende Nichthundehalter, verletzte Kinder usw.
  • Ich möchte ebenfalls nicht, dass mein Hund an der Leine zieht. Denn dadurch kann sie früher oder später körperliche Schäden davontragen. Die Anspannung der Leine kann sich auch negativ auf ihre Psyche übertragen. Andere Hunde können deswegen auch eher auf sie reagieren, was sie wiederum dann auch unsicherer macht. Spätestens im Winter könnte es auch für mich zunehmend gefährlich werden, mich zu verletzen, weil mein Hund mich Querbeet zieht.
  • Ich möchte, dass Aura, wenn Levin isst, auf ihrem Bettchen liegt, sodass es keine Missverständnisse, Konfliktpotenzial oder Stress geben kann.
  • Ausserdem sollte Aura ihre Ruhephasen bekommen und entspannt liegen bleiben, auch wenn wir uns in der Wohnung bewegen.

Sie darf aufs Sofa, sie darf aufs Bett kommen zu uns, sie darf sonst so ziemlich alles, was mir gerade in den Sinn kommt. Aura ist ein vollwertiges Mitglied in unserer liebevollen Familie. Aber wir haben ein paar Regeln, die ICH entscheide FÜR die 2 Kleinen, Levin & Aura. Stichwort:

Situative Dominanz
Wenn mein Kleinkind auf die Strasse rennen wollen würde, um mal ein menschenbezogenes Beispiel zu nennen. Soll ich dann auch ausschliesslich über positive Verstärkung gehen? Zum Verständnis: positive Verstärkung bedeutet etwas Angenehmes hinzufügen, um ein Verhalten zu verstärken, sodass das Verhalten öfters gezeigt wird. Also erst wenn er sich von der Strasse wegorientiert, loben und hier ein Keks für dich? Da werde ich mich auch vorher schützend dazwischen stellen – liebevoll und emotionslos, aber bestimmt – damit er es als Grenze versteht. Das mache ich FÜR und nicht gegen ihn.

Ich bin dabei weder böse noch genervt. Ich möchte ihn aber beschützen vor Dingen, die er noch nicht in ihrer vollen Konsequenz einschätzen kann. So stelle ich mich instinktiv vor ihn hin, zwischen die Gefahr und mein Kind. Beim Hund verhält sich das Ganze genauso.

Wenn die Katze 3 Meter vor uns plötzlich auftaucht, dann interessiert sich mein Hund nicht mehr für Futter – deiner schon? Vermutlich eher nicht, da das Abbruchsignal noch zu wenig gut auf trainiert ist bei einem so starken Reiz mit so wenig Distanz. Und ist dein Hund währenddessen dann ohne Leinendruck? Steht gemütlich da? Klar, es gibt Hunde, welche keinerlei Interesse an Katzen haben. Meine erste Hündin Jeschina war so. Ganz ohne Training, das war einfach ihr Charakter und wurde mir sozusagen geschenkt.

Seien wir ehrlich: Die meisten haben sehr wohl draussen Interesse an Katzen, sogar jene, die selbst zuhause eine Katze als Mitbewohner haben. Dann kann ich noch lange da stehen bis sich der Hund zu mir umorientiert. Die meisten Hunde steigern sich dann erst recht rein, da offensichtlich eine günstige Situation für sie herrscht und lehnen oder gar springen dann von Herzen gerne in die Leine, nur um ein kleines Stückchen dem Objekt der Begierde näher zu kommen. Teils auch mit Lautäusserungen, wie winseln, quietschen oder bellen. Dabei bitte nicht unterschätzen oder vergessen: Wir sind hier mittendrin in der Jagdkette. Bedeutet: Adrenalin und Endorphin Ausschüttung im Körper, auch ohne erfolgreiche Beendigung der Jagd und somit ein selbstbelohnendes Verhalten! Das lohnt sich also vollkommen dieses fixieren und ziehen, obwohl der Hund die Katze nicht erreichen kann.

Bin gespannt, wie man das in der Akutsituation rein positiv auflöst? Weitergehend und den Hund ziehend (da eben nicht mehr ansprechbar über Futter und freiwillig kommt er sicher nicht einfach so mit) bedeutet in der Lerntheorie ja auch positive Strafe da etwas Unangenehmes hinzugefügt wird (hier noch mehr Zug und Druck). Stehen bleiben, bis Katze wegrennt? Ja dann ruf mal deinen Chef an und sag ihm du kommst ein bisschen später. Je nach Katze, Hund und weiteren Umwelteinflüssen, nicht zu vergessen, dass der Hund nach wie vor in der Leine hängt. Irgendwie unbefriedigend, oder?

Was machen die Hundetrainer, welche rein positiv arbeiten möchten und welche niemals, ohne dass der Hund das auch wirklich will, Führung übernehmen? Das würde mich brennend interessieren, was sie in einer solchen Akutsituation ihren Kunden empfehlen zu tun. Antworten kommen dann wie: Du darfst dich halt nicht in diese Situation begeben, bis dein Hund das kann. Aha klar, aber was, wenn dann halt eben doch der Abendspaziergang mit der Katze kollidiert?

Mein Anspruch an mich selbst ist es, meine Kunden so an die Hand zu nehmen und mit genügend Werkzeugen auszustatten, dass sie ihren Hund sicher in JEDER Situation führen können in ihrem Alltag.

Abbruchsignal
Natürlich trainiere ich das Abbruchsignal, welches mir in dieser Situation genau helfen könnte, rein positiv und ohne Druck auf. Also ein Signal, dass die Umorientierung des Hundes auf mich bewirkt. Aber das trainiere ich ja zu Beginn bitte nicht, wenn die Katze uns zuwinken kann. Denn dann sind wir schon zu nahe und es ist zu schwierig. Wir steigern langsam den Schwierigkeitsgrad BIS der Hund es dann so nahe kann. Das wird dann eine Party geben – für dich und deinen Hund, weil das echt ein grosser Meilenstein sein wird!

Das Training des Abbruchsignals bei einem so starken Reiz wie Katze ist dabei nicht nebensächlich. Das ist aber erstens eine Fleissarbeit und zweitens einfach auch etwas das Zeit braucht. Ich möchte aber, dass ihr genau wisst, was zu tun ist, wenn eine Akutsituation auftaucht, bei dem der Hund noch nicht über das Abbruchsignal abzuholen ist.

Weshalb sollte ich etwas über Negative Verstärkung oder Positive Strafe aufbauen, wenn es doch viel besser und zudem viel angenehmer für meinen Hund mit positiver Bestärkung geht? Denn dann kooperiert mein Hund gerne, weil er Spass an der Arbeit mit mir hat. Er kann sein Selbstvertrauen steigern und zeigt so Gelerntes gerne, da es sich für ihn gelohnt hat. Also: Absoluter Blödsinn beim etwas Neues erlernen auf der Dark Side des Hundetrainings zu stehen und so dem Hund etwas beibringen zu wollen. Aber wie gesagt, gewisse Dinge muss man ja zuerst auf trainieren, bevor der Hund es KANN. Nur gibt es immer wieder Situationen im Alltag wo ich als Hundetrainerin mich verpflichtet fühle meinen lieben Kunden zu zeigen, was macht ihr denn, wenn die Akutsituation da ist, und ihr einfach mal kurz auf die Theorie verzichten müsst, weil es sonst gefährlich werden kann?

Ich stelle mich also ruhig und emotionslos dazwischen & beanspruche meinen Hund mit meinem Körper einen Schritt retour zu gehen, obwohl sie gerade etwas anderes machen möchte. Weil:

a.) mehr Distanz zur Katze und Strasse
b.) kann ich sie für ein, zwei Sekunden aus dem Tunnelblick lösen
c.) dieser absolut kontraproduktiven Leinenzug ist damit behoben, wodurch sie eher entspannen und dadurch wieder schneller ansprechbar sein kann.

So verschwindet dieser Leinendruck, der, um es nochmals zu betonen, das Allerschlimmste an der Situation ist. Auch der Zustand, dass dein Hund fast implodiert vor lauter Körperspannung und daher auch nicht ansprechbar sein kann und wird. Und dieser Leinendruck verschwindet, ohne dass ich noch mehr Leinendruck kreiert habe, weil ich einfach zurückzog. Weshalb das angenehmer sein soll, versteh ich so gar nicht. Auch ohne, dass wir 10 Minuten dort in dieser Spannung verharrt haben oder mit schlechter Körperhaltung und Druck auf ihren Hals. Und wir sind sofort ein bisschen entspannter. Sie kann wieder ein bisschen in sich selbst ankommen, ist ansprechbar – ich übernehme jetzt. Dann gehen wir ruhig weiter und es gibt nach ein paar Schritten ganz viel Lob und auch ein Goodie fürs Kooperieren – selbstverständlich! Ich bin ja kein Unmensch.

Apropos Unmensch… Ist das jetzt tatsächlich eine aggressive Vorgehensweise von mir?

Vielen Dank fürs lesen. In der HealthyDog Community kannst du dich bald darüber austauschen und vieles mehr.

Alles Liebe, Sandra

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